Wie führt man Millennials, also jene Generation, die um die Jahrtausendwende in die Unternehmen eingetreten ist? Diese Frage hat uns in den letzten Jahren beschäftigt. Mittlerweile hat sich die Fragestellung umgedreht. Die jungen Leute sind mittlerweile selbst in den Führungsetagen angekommen. Wie ist es, wenn diese Millennials selber führen? Und nicht nur kleine Teams, sondern Bereiche, Unternehmen, ja ganze Staaten? Was müssen sie beachten, wenn sie Mitarbeiter:innen führen, die deutlich älter sind als sie und der Generation X oder gar noch der Babyboomer-Generation angehören?
Bevor wir mitten ins Thema springen, noch eine kurze Vorbemerkung: Natürlich handelt es sich bei der Betrachtung der verschiedenen Generationen um Verallgemeinerungen, damit wir Dinge erklären können. Gleichzeitig kommen diese Idealtypen in der Wirklichkeit so nicht vor. Die Verallgemeinerung hilft uns aber, Dinge interpretieren, bzw. besser verstehen zu können und Schlüsse für das eigene Handeln abzuleiten.
Wo es zu Spannungen kommen kann
Starten wir mit einer Liste von Themen, bei denen es zwischen den Generationen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Spannungen kommen kann:
Was bedeutet es nun für die beiden Generationen, wenn die Millennials in die Führungsetagen einziehen?
Die Millennials als Chefs
Die Millennials müssen sich damit auseinandersetzen, dass ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der vorherigen Generation im Wesentlichen sehr vorsichtig sind. Sie wollen nichts falsch machen. Weder innerhalb einer hierarchischen Struktur noch in persönlichen Beziehungen. Werte wie Loyalität, Vertraulichkeit und Leistung sind ihnen sehr wichtig.
Gleichzeitig finden sie die neuen Zugänge insgesamt gut und attraktiv. Was die GenX-Mitarbeiter:innen aber brauchen, sind Anregungen und Ermutigungen. Sie brauchen den Auftrag, sich diesen neuen Themen aktiv zu stellen. Die Millennials sollten hier ganz bewusst Vorgesetzte sein. Sie müssen diese Themen selbstverständlich auf die Tagesordnung setzen und zur Pflicht machen. Bereichs- und hierarchieübergreifendes Kommunizieren und Zusammenarbeiten sowie Weiterbildung müssen selbstverständlich sein. Man kann nicht damit rechnen, dass sich vorsichtige GenX-Mitarbeiter:innen von selbst aus ihrer Komfortzone herausbegeben. Ob es dann eher eine Anregung oder eine Anordnung ist, mit der man diese Verpflichtung kommuniziert, wird wie immer von den individuellen Menschen abhängen. Hier gibt es natürlich auch innerhalb der GenX deutliche Unterschiede.
Wichtig ist es auch, gezielte Weiterbildung zu organisieren. Besonders gilt das für die Bereiche offene Kommunikation, agiles Arbeiten und technische Innovation. Hier haben viele GenX’s bereits den Anschluss verloren. Weil sie das aber selbst nicht merken oder nicht wahrhaben wollen, werden sie hier zunächst Unwillen zeigen. Sie sind offenes Feedback auf ihre Kompetenzen nicht gewöhnt. Außerdem haben sie Weiterbildung bisher häufig als Belohnung für gute Leistung erhalten. Sie sehen sie nicht als notwendigen Schritt, um auch künftig mithalten zu können. Hier müssen die Millennials Klartext reden. Einfach und direkt.
Besondere Aufmerksamkeit braucht das Thema „Status“. In Büros, Dienstwagen und sonstigen Statussymbolen sieht die GenX ihre Erfolge repräsentiert. Für Millennial-Manager ist das oft wenig wichtig. Kürzlich wurde etwa eine von ihnen zur Bereichsleiterin eines großen Unternehmens berufen. Sie ersuchte, ihr anstatt eines Dienstwagens ein Fahrrad zur Verfügung zu stellen, woraufhin innerhalb der Führungsriege eine heftige Diskussion ausbrach. Die GenX-Kollegen befürchteten, die aus ihrer Sicht wohlerworbenen Rechte zu verlieren.
Das Thema Statussymbole sollte nur dann angegangen werden, wenn das aus Geschäftsgründen notwendig ist. Das können entweder ein Kostenproblem innerhalb des Unternehmens oder eine ungewünschte Außenwirkung im Markt sein. Ansonsten sollte das Status-Thema sehr sachte behandelt werden, weil es eng mit der Selbstachtung einer ganzen Generation verbunden ist. Stattdessen sollten die Millennials intensiv an der Feedback- und Anerkennungskultur im Unternehmen arbeiten. Wenn sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut gewertschätzt fühlen, wird der Bedarf nach Statussymbolen automatisch kleiner.
Die Herausforderungen der Millennials
Für die jungen Menschen in den Führungsetagen ist all das nicht einfach. Zwar sind sie für den Moment mit großer Macht ausgestattet. Diese hilft ihnen aber nicht allzu viel, weil sie selbst von Hierarchie wenig halten. Und außerdem ist die Hierarchie-Kompetenz der GenX wesentlich stärker entwickelt.
Darüber hinaus wirken in unserer Gesellschaft immer noch alte Ordnungsmuster wie biologische Altersunterschiede zwischen Personen. Normal entwickelte junge Menschen haben vor normal entwickelten älteren Menschen großen Respekt. Auch wenn sie diesen Respekt nicht immer zeigen, können: der Vorsprung an Erfahrung wirkt. Er macht es den Millennials in der Chefetage schwer, ihre Spuren zu ziehen und die Belegschaft in Bewegung zu bringen.
Gelingen kann das nur dann, wenn sie sich voll auf die oben genannten Themen konzentrieren. Diese Themenführerschaft wirkt authentisch. Wenn sie noch mit Klartext, Respekt und Wertschätzung kommuniziert wird, dann können die Leading Millennials erfolgreich sein. Zum Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter:innenund ihrer selbst.
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